Maschinenbauingenieur Christopher Laubvogel bietet verschiedene Utensilien zum Backen an, hergestellt im 3D-Druck-Verfahren. Warum sein Lockdown-Projekt jetzt so richtig Fahrt aufnimmt.
Der gebürtige Hamburger Christopher Laubvogel studiert zunächst Maschinenbau im Bachelor an der HTW Berlin. Nach einem Praktikum zieht es ihn 2019 für den anschließenden Master an die HTWK Leipzig. Während dieser Zeit organisiert er sich ein Auslandssemester in Litauen und belegt dort das Modul Computer Aided Manufacturing. „Wir mussten uns viel mit 3D-Druck auseinandersetzen und haben kleine Objekte gebaut, die dann Belastungstests standhalten mussten“, erinnert sich Laubvogel.
Zurück in Deutschland wartet der erste Lockdown und ein Projekt für die Zeit in den eigenen vier Wänden sollte gefunden werden. Inspiriert durch das CAM-Modul in Litauen und einen Freund, der sich jüngst einen 3D-Drucker zugelegt hatte, kauft sich Laubvogel ebenfalls ein solches Gerät. Schnell finden sich kleine Bastelideen. Beispielsweise konstruiert er für die Großmutter eine Hülle zum Transport mehrerer FFP-2-Masken im Alltag. Der Blick wandert Richtung eBay Kleinanzeigen, wo er Prototypenbau, 3D-Druck und CAD-Konstruktion anbietet. „Das waren so die Schlagwörter. Da kamen Leute, einer wollte beispielsweise den Ohrbügel seines gebrochenen Headsets nachgebaut haben, ein anderer wollte kleine Felgen für sein Modellbauauto konstruiert haben“, blickt Laubvogel zurück.
Über verschiedene weitere Anbieter entdeckt er den Verkäufer eines Ausstechförmchens in Gestalt des sprechenden Huts aus Joanne K. Rowlings „Harry Potter“. Die Idee sei genial, denn die Form sei nur ein bis zwei Zentimeter hoch und beim 3D-Druck im Fused Deposition Modeling-Verfahren sei die Höhe das Zeitintensive, erklärt Laubvogel. „Ich habe dann Figuren aus der Welt von „Harry Potter“ gebaut, „Pokémon“ nachgebildet, oder Figuren aus dem „Marvel“-Universum angeboten. Das war der erste Boom, bei dem ich zehn Nachrichten am Tag über Kleinanzeigen erhielt, womit ich nie gerechnet hätte. Und dann habe ich gelesen, was Markenrechtsverletzungen eigentlich kosten. Von einem auf den anderen Tag habe ich dann alles von Kleinanzeigen runtergenommen“, lacht Laubvogel.
So brachen die ersten Umsätze sofort wieder weg. Andere Produkte mussten gefunden werden und Laubvogel begann kleinere Sets mit Förmchen zu Themen wie Fußball, Schulanfang oder Halloween anzubieten. Kurze Zeit später entsteht eine Kooperation mit einer Back-Influencerin auf Instagram, für die er Sets von Ausstechformen bis Fondantstempel designt. Durch Produktplatzierungen und das Weihnachtsgeschäft beginnt sein Shop, mittlerweile über die E-Commerce-Webseite „Etsy“, wieder zu florieren. Das Kundenspektrum wächst ebenfalls, so wurden neben 95% heimischer Kundschaft auch schon Käuferinnen und Käufer aus Kanada und sogar Australien bedient.
Mittlerweile betreibt Laubvogel drei nahezu voll ausgelastete 3D-Drucker. Die Küche fungiert als Werkstatt und auch die Pläne für die Zukunft werden konkreter: „Neue Produkte kreieren, diese über Shopify anbieten, gezielt Werbung schalten und eine eigene Marke kreieren. Das sind die vier Punkte, die ich den nächsten Monaten angehen möchte. Meine Traumvorstellung ist, dass ich demnächst einen Job finde, der es mir erlaubt nebenher CookiesHamburg weiter aufbauen zu können“, führt Laubvogel aus.
Hierbei und auch bei weiteren Projekten möchte Startbahn 13 auch in Zukunft Unterstützung anbieten. Übrigens ist Christopher Laubvogel über das Modul „Think.Make.Start“ im Rahmen des Studium generale zu S13 gekommen. Ihr habt ebenfalls Lust eure Ideen durch Design Thinking zu schärfen und mittels Rapid Prototyping in die Tat umzusetzen? Dann informiert euch auf unserer Webseite oder unseren Social-Media-Kanälen und vielleicht begrüßen wir euch bereits im kommenden Semester!
Autor: Johannes Nagel