Daniel Preuß von Urban Privacy im Interview
Privatsphäre – ein Thema, welches spätestens durch die Veröffentlichungen zum NSA-Skandal von Edward Snowden innerhalb der breiten Öffentlichkeit diskutiert wurde. Doch auch circa 10 Jahre später ist das Thema mindestens genauso relevant wie damals. „Der Knackpunkt ist, dass wir eigentlich gar nicht wissen, was mit unseren Daten passiert und [wenn wir es realisieren] dann ist es eigentlich zu spät. “ – so der Produktdesigner Daniel Preuß.
Preuß vergleicht Datenüberwachung mit der laufenden Klimadebatte: „Der sinnvollste Weg ist es; die Probleme an der Quelle zu vermeiden und das können wir eben tun, indem wir die Daten gar nicht erst erzeugen.“ Das wäre der „einfachste Weg“, so Preuß. Dennoch ist weiterhin für viele Bürgerinnen und Bürger das Problem der Privatsphäre sehr abstrakt. „Man verbindet kein konkretes Gefühl, wie beispielsweise zum Thema Sicherheit“, erklärt der Designer.
Da aber weiterhin Daten erzeugt und gesammelt werden, wollen Daniel Preuß und Nicole Scheller mit ihrem Modelabel Urban Privacy das Problem greifbarer machen. Hierbei sollen Sicherheit und Komfort im Zentrum stehen: „Du musst dich nicht einschränken, kannst deinen normalen Alltagskomfort weiterhin genießen, bist aber ein Stück weit sicherer.“, so Preuß.
Die Idee mit Mode vor Datenüberwachung zu schützen, entstand etwa eine halbe Stunde von Zwickau entfernt, in Schneeberg. Nicole Scheller war Initiatorin des Projektes. Sie fragte sich bereits während ihres Bachelorstudiums, wie Bürgerinnen und Bürgern in ihrer digitalen Selbstbestimmung unterstützt werden können. Durch ihr Modedesignstudium war schnell klar mit welchem Medium der digitale Schutz erreicht werden soll – „mit dem visuellen Mittel der Mode“, so ihr Teamkollege Daniel Preuß im Interview. Unter dem Titel: „IP/PRIVACY“ berücksichtigte Nicole Scheller 2017 die fehlende Privatsphäre im öffentlichen Raum. Gemusterte und gestrickte Kleidungsteile, sowie der damals entwickelte LED Mantel bildeten die Grundlage für die heutigen Produkte. Auch für Preuß war nach seinem Produktdesignstudium schnell klar, dass er nicht die „3000. Kaffeemaschine“ entwickeln wollte. Er fragte sich „Welche Produkte braucht die Welt?“
Um den Alltagskomfort zu wahren und gleichzeitig gegen Datenüberwachung zu schützen, hat das Modelabel bislang drei Produkte entwickelt. Hierzu zählen ein LED-Mantel, der Infrarotkameras überblendet, eine Strickproduktion gegen willkürliche Datensammlung in Form von Gesichtserkennung und eine Handytasche, die Datenströme bei Bedarf abschirmt. Die Produktlinien werden stets weiterentwickelt.
Bei der Entwicklung halfen unter anderen Studierende der HTWK Leipzig im Rahmen eines Praxisprojektes im Zeitraum von April 2022 bis Februar 2023. Die Studierenden untersuchten die damalige Strickkollektion auf ihre Tauglichkeit und entwickelten gemeinsam mit Urban Privacy eine Software, um neue Muster gegen die Erkennung von Gesichtern zu entwickeln.
Um ihre Produktideen weiter voranzutreiben, plant das Team im Herbst 2023 eine Crowdfunding-Kampagne. Dabei ist das Ziel vor allem, die Reichweite des Modelabels zu erhöhen, denn „es geht nicht darum Unsummen an Geld einzunehmen.“ so Preuß. Denn der Fokus des Unternehmens liegt auf einem organischen Wachstum. „Lieber eine kleine geile Firma im Gegensatz zum klassischen Start-up“, so der Produktdesigner.
Aber auch die „kleine geile Firma“ muss sich Hürden stellen. So werden Bedenken zur Markttauglichkeit der Produkte geäußert „im schlimmsten Fall zieht es nicht.“ Damit meint Preuß die Produkte, die kurz vor ihrer Marktveröffentlichung stehen. Denn die wirtschaftliche Seite ist trotz des durchwegs positiven Feedbacks „nicht so zu 100 Prozent abschätzbar“, erklärt er weiter.
Zudem bedeutet Arbeiten im Team auch stets Arbeiten am Team. Nach Preuß sei vor allem die regelmäßige Kommunikation wichtig „Nicht jeder will über seinen Schatten springen, das ist immer ein bisschen Arbeit“. So müssen Aufgabenbereiche und Kompetenzen klar zwischen der „absoluten Vollblutdesignerin“ Nicole und dem Organisationstalent Daniel vereint werden. Viel miteinander reden und auf persönliche Präferenzen eingehen steht im Kommunikationsprozess an der ersten Stelle.
Bei Fragen rund um das Thema Entwicklung im Team hat nach dem Produktdesigner vor allem Startbahn 13 – die Gründungsberatung der HTWK Leipzig geholfen. So wurden mit Hilfe von Coachings die persönlichen Eigenschaften der einzelnen Team-Charaktere aufbereitet „was sehr hilfreich war“, so Preuß. Zudem schätze der Designer weitere Workshops, wie den Investorenworkshop. Dieser „hat Spaß gemacht und viel geholfen“, erklärt Preuß. „Die Einstiegsschwelle ist so schön niedrig. Einfach eine Anmeldung und dann geht man hin und dann saugt man die Informationen auf.“
Wenn ihr wie Urban Privacy Informationen aufsaugen wollt, dann meldet euch bei Startbahn 13. Egal, ob mit innovativen Ideen oder ersten Gedankenansätzen, wir helfen euch weiter. Ihr findet uns auf unserer Website, Instagram oder bei LinkedIn @startbahn13.
Autorin: Angelina Apel