Das Zitat von Charles Darwin begleitet IEXB täglich. Das Spin-off der HTWK Leipzig hat sich mit Belastungsversuchen an Bauwerken selbstständig gemacht
Die Bauindustrie boomt und der Sanierungsbedarf an bestehenden Bauwerken und Gebäuden vorangegangener Generationen wächst enorm. So werden ehemalige Industriestätten zu Lofts umgenutzt, historische Denkmäler liebevoll saniert und Brücken für eine erhöhte Verkehrsanforderung verstärkt.
Bauen im Bestand – eine besondere Herausforderung
Grundlagen für solche Bauvorhaben sollte eine fachgerechte Baudokumentation, also das Vorhandensein von Plänen und Rechenmodellen, bilden. Aber genau hier zeigen sich häufig große Probleme: Pläne sind oft schon nach wenigen Jahren verschollen, wurden teilweise nie richtig archiviert oder weichen in erheblichem Maß vom realen Bauwerk ab. Hinzu kommen eine langjährige Nutzungsgeschichte und versteckte Schäden, welche die Tragfähigkeit beeinflussen können und eine statische Prognose erschweren.
Das wird vor allem dann zu einem Problem, wenn es um die Frage der Tragfähigkeit eines Bauwerks geht. Bei einer konventionellen Herangehensweise werden Ungewissheiten oft durch hohe Sicherheitsfaktoren kompensiert. Nach einem negativen rechnerischen Nachweis bleiben als Konsequenz meist nur der Abriss und ein anschließender Neubau oder extrem aufwendige Verstärkungsmaßnahmen, um das Gebäude weiter nutzen zu können.
Genau diesem Thema hat sich das Gründerteam der Ingenieurgesellschaft für experimentelle Bauwerksuntersuchung mbH (IEXB) verschrieben. Auf Basis der experimentellen Tragsicherheitsbewertung in Kombination mit zerstörungsfreien Verfahren und eigenen Innovationen sind die Gründer in der Lage, die tatsächlich vorhandenen Tragreserven einer Konstruktion unter den gegebenen Bedingungen vor Ort zu ermitteln und damit zur Erhaltung von Bauwerken beizutragen. Darüber hinaus wird bei dem Vorgehen der IEXB nur unwesentlich in die vorhandene Bausubstanz eingegriffen, wodurch es sich insbesondere im Denkmalschutz als attraktive Alternative erwiesen hat.
Untersuchung mit Testlasten
Die erforderlichen Testlasten werden durch verschiedene selbstsichernde Hydrauliksysteme erzeugt und kontrolliert aufgebracht, um keine Schäden am untersuchten Objekt zu verursachen. Die daraus resultierenden Bauteilreaktionen werden in Echtzeit gemessen und stehen unmittelbar zur Verfügung. Eine weiterführende Kombination mit Radar-, Ultraschall- und Schallemissions-Verfahren sowie die begleitende Durchführung von Finite-Elemente-Simulationen mit den direkt am Bauteil ermittelten Daten ermöglichen es, die unbekannten Eigenschaften des Bauwerks zu entschlüsseln. Durch diese detaillierte Analyse des Tragsystems erschließen sich zusätzlich nutzbare Traglastreserven, welche bei herkömmlichen Rechenverfahren verborgen bleiben.
Der immense Vorteil dieses Verfahrens wird sofort deutlich: Planung, Untersuchung sowie Auswertung dauern je nach Umfang des Projektes nur wenige Tage. Das Equipment ist sehr flexibel einsetzbar und für jeden Lastfall und jede Bauteilgeometrie individuell konfigurierbar. Die Bauprojekte können in über 95 Prozent der Fälle ohne statische Verstärkungen fortgeführt werden. Bei den restlichen 5 Prozent ist es möglich, den Sanierungsaufwand stark zu reduzieren. Das spart den Auftraggebern Zeit, Geld und Ressourcen. Hier zeigt sich also: "Nur ein Narr macht keine Experimente".
Das Team, der Mentor, die Förderung
Das Team hinter dieser Geschäftsidee besteht aus Gunter Hahn, dem Ideengeber und Spezialisten auf dem Gebiet der experimentellen Tragsicherheitsuntersuchungen aufgrund seiner jahrelangen Arbeit an der HTWK Leipzig auf diesem Forschungsgebiet, Bauingenieur Markus Fischer und Betriebswirtin Yvonne Heym. Mit der Bündelung ihrer Erfahrungen und Kenntnisse aus den Bereichen zerstörungsfreier Prüfverfahren und Finite-Elemente-Berechnungen wollen sie dieses Verfahren am Markt etablieren.
Mit Hilfe ihres Mentors Prof. Dr.-Ing. Volker Slowik vom Institut für experimentelle Mechanik an der HTWK Leipzig und ihrer Gründungsberaterin Alexandra Huber erhielt das Team eine Förderung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie in Form des EXIST-Gründerstipendiums. Durch diese Förderung konnten die Gründer das Verfahren und ihre Geschäftsidee weiterentwickeln und die IEXB GmbH Anfang des Jahres gründen. Gleich zu Beginn war es ihnen möglich, erste Projekte zu generieren und den Geschäftsbetrieb erfolgreich zu starten. Derzeit sind sie damit beschäftigt, ihr Netzwerk auszubauen, ihr Verfahren und das Unternehmen bekannter zu machen, so dass sie in Zukunft ihren Beitrag zur Erhaltung von alten Bauwerken noch erweitern können.